Datum: 21. Juli 2016
Wettbewerb: Europa-League-Qualifikation, 2. Runde, Rückspiel
Ort: Stadion Zagłębia Lubin
Zuschauer: 11.279
Lubin: Polaček – Todorovski, Guldan, Dąbrowski, Čotra – Woźniak, Ł. Piątek, Kubicki, Rakowski (90. Vlasko), Janoszka (74. Janus) – K. Piątek (101. Tosik) – Trainer Piotr Stokowiec
Partizan: Šaranov – Vulićević, Gogoua, Milenković, Bogosavac (120. Đuričković) – Janković, Éverton Luiz, Brašanac, Radović (91. Ilić), Mihajlović – Đurđić (70. Vlahović) – Trainer Ivan Tomić
Tore: keine in der regulären Spielzeit
Bericht: Nachdem der Fußballzirkus nun endlich auch wieder die Manege für Vereinsfußball geöffnet hat und diese unsägliche EM, die schon jetzt niemandem mehr in Erinnerung bleibt, das herbeigesehnte Ende gefunden hat, lohnte ein Blick auf die Auslosung der Qualifikationsrunden zur Champions und Europa League und recht schnell fiel einem das Spiel Lubins gegen den serbischen Hauptstadtklub aus Belgrad ins Auge. Da Lubin ohnehin schon länger auf der To-Do-Liste stand und mir der Fußballgott in diesem Jahr noch keinen Ausflug ins Lieblingsnachbarland beschert hat wurde kurzerhand der Feierabendtrip nach Niederschlesien organisiert, wo auch mal wieder die polnischen Sprachkenntnisse auf Alltagstauglichkeit geprüft werden konnten.
Die Anreise verlief schleppend, doch durch rechtzeitiges Losfahren kann einem auch ein massiver Grenzstau keine Steine in den Weg legen und die gefühlte Zeitnot erwies sich als unberechtigt. Maria, meine (E-Mail)-Brieffreundin der letzten Tage, ließ uns Karta Kibica und Eintrittskarten vor Ort hinterlegen, doch um an den entsprechenden Abholpunkt zu kommen, durfte man einmal hin und einmal zurück durch den Mob der sportlichen Fraktion Zagłębies, der sich unausweichlich auf dem kleinen Vorplatz der Eingangsbereiche versammelte. Glücklicherweise schnappte uns gleich irgendein polnischer Pressevertreter auf, führte uns zur Kasse, wo uns Maria höchstpersönlich die Tickets überreichte, und das Ganze ohne auch nur einen einzigen Złoty bezahlen zu müssen.
Besser hätte es nicht laufen können, also rein ins Stadion. Auf der Zagłębie-Seite fielen neben den Freundschaftsbannern zu Odra Opole und Arka Gdynia vor allem die Falubaz- und die Zawisza-Fahne ins Auge und dann… dann kam der große Moment, als die ersten Gestalten den Gästeblock betraten, eine Weile rumtüftelten und dann das Grobari-Banner aufhingen. Was die Fanszene betrifft, gehören die beiden Belgrader Klubs ohne Zweifel zu den großen Nummern Europas und für den ultraaffinen kibic piłki nożnej ist die Anwesenheit eines solchen Haufens schon der Höhepunkt des Tages.
Durch unsere Nähe zur Heimtribüne, die für ihre Verhältnisse durchaus eine solide Sohle aufs Parkett legte, konnte der Gästeblock akustisch nur selten vernommen werden, doch wenn, ließen einem die von einer schaurig schön dumpfen Trommel untermalten Balkan-Rhythmen ein zufriedenes Lächeln übers Gesicht huschen. In der 60. Minute präsentierten die heimischen Ultras eine mühsam mit Farbe gemalte Choreographie, die optisch was hermachte, aber definitiv mit etwas Pyrotechnik hätte abgerundet werden können – oder etwas anderem, es fehlte jedenfalls das Finale.
Das 0:0 nach 90 Minuten bedeutete Verlängerung und in dieser zeigte der serbische Anhang, was Hingabe und Leidenschaft bedeutet. Mit freien Oberkörpern sang und tanzte er sich zu einer jetzt noch im Ohr klingenden Melodie in einen Rausch, der begleitet wurde von diesem unglaublich tiefen Trommeln. Absoluter Wahnsinn.