„Endlich.“ Die Fußball-Weltmeisterschaft steht vor der Tür.
Jetzt geht sie bald wieder los, die Fußball-WM. Das sportliche Aushängeschild der FIFA-Mafia. Pünktlich zum Turnierstart werden die Stimmen verstummt, die gehobenen Zeigefinger wieder eingefahren sein, die auf die großen Missstände im Gastgeberland Brasilien hingewiesen haben. Mit dem Anpfiff des ersten Spiels verabschiedet sich die Moral in die Sommerpause – insbesondere bei uns Möchtegern-Weltverbesserern aus Europa, die der Meinung sind alles zu können und zu wissen.
Egal, dass in Brasilien tausende Menschen auf die Straßen gehen, der Meinung sind, das ganze Geld könne statt für eine einmalige Weltbespaßungsveranstaltung lieber in Bildung und Wirtschaft investiert werden, um nur einen wesentlichen Kritikpunkt zu nennen.
Doch, so argumentieren die Veranstalter (FIFA) und das Gastgeberland (Brasilien): mit dem Turnier wird doch auch etwas für das Land getan, insbesondere infrastrukturell. In Manaus, der Hauptstadt Amazoniens mitten im Regenwald, entsteht eine neue, riesige Arena (bei dessen Bau aufgrund von Zeitmangel auf Arbeitssicherheit geschissen wurde und einige Arbeiter ums Leben kamen). Die besten Fußballclubs der Stadt spielen in der Liga Amazonense (5. Liga) vor selten mehr als ein paar Tausend Zuschauern. Was passiert mit dem Stadion nach der WM?
Man könnte ja auch mal in der Ukraine nachfragen, wem es da heute besser geht als vor der EURO 2012, nur weil der Flughafen Kiew ein neues Terminal hat und die Autobahn vom Airport in die Innenstadt erneuert wurde. Oder in Danzig, wo der KS Lechia nach wie vor vor rund 15.000 Zuschauern, aber nun in der völlig überdimensionierten 45.000-Mann-Arena spielen muss. Oder in Warschau, wo Wohnungen abgerissen und Menschen umgesiedelt wurden für die schicke Nationalarena.
Die nächsten Turniere finden in Russland und Katar statt. Nepalesen werden zu Tausenden in das Emirat geschafft, um dort unter widrigsten Arbeitsbedingungen bei menschenverachtender Entlohnung die Bauten für die WM zu errichten. Tote? Viele! Aber wen interessiert das hier bei uns schon, wird ja selbst von den Medien nur beiläufig erwähnt und kann dann ja nicht so wichtig sein. Ein Funktionär gab zu, Organisation und Absprachen sind mit eher totalitär geführten Ländern einfacher. Klar, da hat man nur einen oder wenige Ansprechpartner, Kritik im Land wird einfach unterdrückt, Entscheidungen lassen sich auf kurzen Wegen durchsetzen.
Wann ist endlich WM in Nordkorea?
Schade, dass Leistungssportler für diesen dreckigen Misthaufen von Fußballfunktionären und korrupten Politiker-Schweinen instrumentalisiert werden, um die Friede-Freude-Eierkuchen-Welt herzustellen. Wenn die WM angepfiffen wurde, wird sich niemand fragen, was denn nun aus der Suche der vermissten Passagiermaschine geworden ist, wo sich die 200 entführten nigerianischen Mädchen befinden und ob sie überhaupt noch leben, und was ist eigentlich bei der Europa-Wahl rausgekommen? Es gibt doch wichtigere Themen! Ist Schweini fit? Mit wem teilt sich Philipp Lahm das Hotelzimmer? Poldi ist so süß!
Ich habe für mich beschlossen, gänzlich auf das Gucken der Fußball-WM in Brasilien zu verzichten, auch wenn es aus sportlicher Sicht schwerfallen wird. Klar, ich werde als Einzelner nichts bewirken können, doch ich werde mit meinem Gewissen im Reinen sein, nichts zum Erfolg des Turniers beigetragen zu haben. Kurz nach der WM geht schon der „normale“ Fußball wieder los, Europa-League- und Champions-League-Qualifikation. Da spielen Teams mit, von denen haben die meisten unserer in schwarz-rot-gold eingekleideten, eingefleischten Fans noch nie etwas gehört. Die Teams spielen vor nur wenigen Hundert oder Tausend Fans, die aber mehr Stimmung machen als 50.000 deutsche Kartoffelnasen beim Länderspiel ihrer DFB-Elf. Das werden die Japper der heutigen Zeit aber niemals erleben – und sie haben es auch nicht verdient, denn sie sind in der schönen FIFA-Welt des Fußballs bestens aufgehoben.
FUCKING WORLD CUP!
5 Responses to 24.05.2014: Kommentar zum FIFA World Cup 2014