Datum: 27. Mai 2015
Wettbewerb: Europa League, Finale
Ort: Stadion Narodowy, Warszawa
Zuschauer: 56.000
Dnipro: Boyko – Fedetskyi, Douglas, Cheberyachko, Matos – Kankava (85. Shakhov), Fedorchuk (68. Bezus) – Matheus, Rotan, Konoplyanka – Kalinic (78. Seleznev) – Trainer Myron Markevich
Sevilla: Sergio Rico – Vidal, Carrico, Kolodziejczak, Tremoulinas – Mbia, Krychowiak – Reyes (58. Coke), Banega (87. Iborra), Vitolo – Bacca (82. Gameiro) – Trainer Unai Emery
Tore: 1:0 Kalinic (7.), 1:1 Krychowiak (28.), 1:2 Bacca (31.), 2:2 Rotan (44.), 2:3 Bacca (73.)
Bericht: Dnipro gegen Sevilla im Europacup-Finale. Mag das Spiel dem klassischen Champions-League-Konsumenten, Sportbild-Leser und Sky-Abonnenten nur ein müdes Lächeln abringen, klingt es für die etwas mehr Tiefgang mögenden Gestalten der Materie durchaus interessant. Neben der erwarteten ukrainischen Invasion tausender Dnipro-Anhänger versprach auch die Kombination aus Sevilla und Polen so einiges, denn die Spanier hatten es vor einiger Zeit gewagt, die Jungs von Śląsk Wrocław um einige bzw. die wichtigsten Fahnen zu erleichtern und seither ist es ihnen vergönnt, bei jedem internationalen Auswärtsspiel mit dem Risiko eines Angriffs durch dort ansässige Polen leben zu müssen, wie es zum Beispiel in London geschehen ist.
Nun also mussten die Sevillistas gar direkt nach Polen, weshalb sich die Breslauer Jungs nicht zweimal bitten ließen und die Jagd, wie man hört nicht ganz unerfolgreich, auf die Spanier fortsetzten. Damit soll der Koch nun aber auch genug in der Gerüchteküche rumgerührt haben.
Das Stadion gleicht einem Gefängnis, so eng sind alle Zugänge, Drehkreuze und Sitzplatzbereiche. Leben können diesem hässlichen und kalten Betonungetüm nur die Fußballfans selbst einhauchen, was sie zum Glück taten. Die Mehrheit im Stadion drückte, wenn man sich die Massen der Jubelnden nach Toren ansieht, offensichtlich dem FK Dnipro die Daumen, wohingegen die Spanier optisch eher was her machten, so kompakt, eng und alle in rot gekleidet ihren Bereich füllten. Mit entsprechendem Enthusiasmus konnte es bei einigen Gesängen durchaus sehr laut werden. Dnipros Mob konzentrierte sich da osteuropäisch-stabil eher auf brachiale Schlachtrufe, die um vier Oktaven tiefer als bei den zarten Südländern klingenden Organe der Ukrainer schmettern ihre Töne mächtig ins Rund.
Sportlich setzte sich der klare Favorit aus Andalusien durch, verteidigte seinen Titel nach dem Sieg gegen Benfica im Vorjahr in Turin und sicherte sich damit entsprechend dem neuen Modus die direkte Qualifikation zur Gruppenphase der Champions League in der kommenden Saison. Dies bleibt dem wacker kämpfenden Europapokalsieger der Herzen erstmal vergönnt, jedoch kann er es über die eigene Liga auch noch über die sportliche Qualifikation schaffen.
Alles in allem ein munteres Fußballspiel mit schönen Toren und guter Stimmung auf beiden Seiten. Die ganze UEFA-Bespaßungsmaschinerie und official ceremonies und sonstiger Quatsch nervten dagegen gewaltig.