Datum: 9. August 2014
Wettbewerb: Bosnien und Herzegowina, Premijer Liga, 2. Spieltag
Ort: Stadion Vrapčići
Zuschauer: 950
Velež: Dragojević – Maletić, Škaljić, Zolj, Pejić, Merzić (72. Blagojević), Nikolić, Haurdić, Hebibović, Popović (86. Janičijević), Vladavić (31. Hajdarović) – Trainer Nedim Jusufbegović
Mladost: Mišić – Dabić (54. Trifković), Zelić, Ramić, Stajić (46. Savić), Vasić, Komarčević, Ristić, Vuković, Jevtić, Mazić (84. Blagojević) – Trainer Dušan Jevrić
Tore: keine
Bericht: Mostar. Eine Stadt im Herzen der überwiegend von Kroaten bewohnten Herzegowina. Eine Stadt, die wie kaum ein anderer Ort der Region für Völkerverständigung und Frieden stehen soll, denn die 1993 von Kroaten zerstörte und inzwischen wieder aufgebaute Brücke (Stari Most) über die Neretva verbindet den von katholischen Kroaten bewohnten westlichen Teil der Stadt mit dem von muslimischen Bosniern bewohnten östlichen Teil der Stadt und hat daher einen immensen Symbolcharakter. Leider touristisch etwas überlaufen, konnte man doch einen kleinen Eindruck der beiden verschiedenen kulturellen Welten und von der orientalisch anmutenden, weil osmanisch geprägten Altstadt gewinnen.
Abends stand selbstverständlich noch Fußball auf dem Programm. Ursprünglich planten wir, von der Innenstadt mit Taxi nach Vrapčići und zurück zu fahren, doch wie es der Zufall wollte, kannte der Parkplatzwärter ein paar Jungs der Red Army, den Ultras von Velež und schon wurde telefoniert und organisiert. Letztlich wurden wir von den Jungs zum Spiel mitgenommen und hinterher wieder zu unserem Auto gefahren. Näher dran sein kann man eigentlich nicht und danke dafür.
Das Heimstadion des FK Velež ist eigentlich das Stadion pod Bijelim Brijegom im westlichen Teil der Stadt. Mit Kriegsbeginn musste der bosnische Klub aus dem von Kroaten bewohnten Stadtteil weichen und sich auf östlicher Seite der Neretva eine Spielstätte suchen, sodass im Vorort Vrapčići der dortige Dorfplatz ausgebaut wurde. Im heimischen Bijeli Brijeg spielt heute ausgerechnet der große, nach langem Verbot im Jahr 1992 wieder neu gegründete Rivale HŠK Zrinjski Mostar, der aktuell als kroatisch geprägter Klub sogar Meister der bosnisch-herzegowinischen Premijer Liga ist.
Das Stadion Vrapčići verfügt über Zuschauerränge an drei Seiten, die teilweise nie fertig gebaut wurden, sodass beispielsweise die Längsseite wie ein Rohbau aussieht, der auch schon wieder am verfallen ist. Trotzdem konnte ich mich an dem Teil sehr erfreuen, denn prinzipiell bin ich ein Liebhaber des Verfalls, wobei am hiesigen Ort das Erfreuen an der Sache auch einem zwiegespaltenen Gefühl wich, denn auch um das Stadion herum sieht man noch viele Einschusslöcher in den Häusern und andere Schäden, die der Bosnienkrieg hinterlassen hat. Das Spiel war nicht der Rede wert. Ein 0:0 wie es im Buche steht, wobei das Heimteam ein Spiel auf ein Tor hinlegte, aber mit großer Souveränität sämtliche sich bietende Chancen vergab.
Das Land Bosnien und Herzegowina mit seiner Geschichte und Kultur jedenfalls hat mein Interesse so sehr geweckt, dass ich da bald wieder hin muss. Der eintägige „Schnupperkurs“ war einfach zu wenig.